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Laufen - mein Leben
Gerd Müller aus Havelberg
   
   
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Kyffhäuser Bergmarathon am 10.04.2010
Kyffhäuser Bergmarathon am 10.04.2010
Ein Lauf mit drei Gesichtern – oder „Hungerast die Zweite“
Irgendwie klappte schon die Anfahrt nicht. Ich getraue mich kaum, es zu gestehen – ich habe mich verfahren! 60 km mehr wurden es dann insgesamt. Die Zeit wurde knapp!

Ein Gutes hatte die Sache aber doch. Ich weiß jetzt, dass mein Honda Civic Hybrid 195 km/h erreicht!

30 Minuten vor dem Anpfiff – Entschuldigung Startschuß – kam ich in Bad Frankenhausen an. Die Zeit reichte auch noch, Billy zu finden und die ersten Worte mit ihr zu wechseln
(Billy ist auch eine von denen, die jeden Tag rennen).

1. Gesicht:  Vom Start an lief ich mit Billy und wir redeten, redeten und redeten. Ich glaube, dadurch lernten wir uns gut kennen. Ich hoffe, dass Billy mich auch so nett fand, wie ich Sie! Es ist erstaunlich, wie weit sie in der kurzen Zeit ihrer Laufkarriere schon gekommen ist. Sie lief ein klasse Rennen!
Im Verlaufe unseres Gespräches, versuche ich, ihr etwas die Scheu vor den 100 km von Biel zu nehmen, die bald für sie anstehen. Ich bin überzeugt, dieses Rennen wird ein Erfolg für sie werden!

      2. Gesicht:   Bei km 18 war es dann so weit. Billy hatte vorher schon mehrmals gesagt, ich könnte ruhig vor laufen. Bis dahin waren wir nicht schlecht unterwegs – ganz knapp unter einem 6er Schnitt. Da ich weiß, wie verhängnisvoll es sein kann, wenn man immer zu zweit läuft und ich mich sehr gut fühlte, ging ich nach vorn weg.
Es kam mir zu Gute, dass gerade ein Bergababschnitt folgte. Ich war in meinem Element und lief bergab wie aufgezogen. Auch bergan konnte ich so gut wie alles durchlaufen. Es lief alles auf eine Zeit unter 4 Stunden hinaus!


      3.   Gesicht:   Zwischen km 30 und 34,5 ging es nur bergab – und wie! An der Seite stand ein Schild für die Biker „Vorsicht gefährliche Abfahrt“! Steine über Steine. Da lag sehr wahrscheinlich einer meiner Fehler, die zu dem führten, was kam!
Ich raste diese Abfahrt hinunter, dass es eigentlich schon leichtsinnig war. Durch die Steine war die Verletzungsgefahr sehr groß.

Der Absatz hier ist symbolträchtig – es kam ein Einbruch der übelsten Sorte!
Es war, als ob jemand den Hauptschalter bei mir ausgeschaltet hätte. Nichts ging mehr – aber auch gar nichts – und es waren noch 7 ganz schwere Kilometer!
Mit Einsatz auch der letzten versteckten Willensreserven gelang es mir, wenigstens noch zu rennen. Falls man das, was ich da machte überhaupt noch so bezeichnen konnte. Es war schlimm! In meinen nun 22 Laufjahren habe ich mich noch niemals so sehr quälen müssen!
Am Ortseingang von Bad Frankenhausen kam Billy von hinten und sagte ganz locker „Ich bin wieder da“! Sie ging spielend vorbei und ich sage hier deutlich und ganz laut: „Wenn diese Frau mal ein richtig großes Erfolgserlebnis hat, was ihr zu läuferischem Selbstbewusstsein verhilft, werden wir alle noch sehr staunen!
Einen flachen Straßenmarathon unter 4 Stunden halte ich jetzt bereits für möglich!
Man bedenke, sie läuft erst seit 2 Jahren! Also Billy, glaube an Dich !!!

Übrigens, ich erreichte auch das Ziel. In 4:20:01 war das Leiden endlich vorüber!
Ich war stolz auf mich, diese Willensleistung auch zu Ende gebracht zu haben!

Es war schön, wieder ein Mitglied aus der Schar der Streakrunner kennen gelernt zu haben – und was für ein nettes.
Wie eigentlich alle aus diesem Völkchen nett sind!!!

Ach übrigens, wen es interessiert: Meine linke Wade meldete sich auch ab etwa Km 30. Zum Glück wurde sie nicht wieder völlig fest, sondern es waren krampfartige Zustände in Verbindung mit starkem Ziehen am Wadenansatz.
Durch den Hungerast war ich gar nicht mehr fähig, meine Wade zu beachten. 
So hat eben wirklich alles auch seine gute Seite!



Gerd!
  
 
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