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Laufen - mein Leben
Gerd Müller aus Havelberg
   
   
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24 Stunden von Bernau, 10.09.2011

Es ist immer schwer, einen Bericht  über einen Abbruch zu schreiben!

 

Nach 46 Runden und zurückgelegten 78 Kilometern beendete ich um 23:57 Uhr nach fast 10 Stunden meinen ersten Versuch über die 24 Stunden.

 

Eine super Ultraläuferin, die ich aus dem Streakrunner-Forum kenne  sagte mir im Vorfeld schon, daß meine Wochenumfänge in den letzten 2 Monaten deutlich zu gering waren um die 24 Stunden bestehen zu können!

Sie hatte recht!

 

Aus den verschiedensten Gründen konnte ich nicht so viel trainieren, wie erforderlich.

 

Folgendes hätte ich als  Begründung für mein Aufhören anführen können: Knieprobleme durch Sturz beim Training vor 2 Tagen, sehr schwüles Wetter, Müdigkeit und Schlafmangel durch vorhergehende 3 Nachtschichten.

 

Das war zwar alles zutreffend, doch die Entscheidung erfolgte rein aus Gründen der Vernunft!

 

Doch von Anfang an. Wie gesagt, ich war todmüde als es endlich los ging am Samstag um 14 Uhr. Das Wetter war sehr schwül, was sehr schnell dazu führte, das etliche sehr schnell Probleme bekamen.

Wie eigentlich immer machte ich den Fehler, zu schnell anzugehen. Für die ersten 30 km brauchte ich nur 3 Stunden! Deutlich überzogen für einen geplanten 24 Stünder!

 

Ich erkannte das nach rund 3 Stunden und bremste mich. Doch ich bezahlte dafür.

Die erste Krise war von der schlimmen Sorte.

 

Also legte ich eine Runde Gehen ein, die ich gemeinsam mit Christine absolvierte.

Danach legte ich den Kopfhörer um und lief nun mit Musik weiter.

 

Oh Wunder - plötzlich lief es wieder bestens und ich musste mich sehr bemühen, um nicht wieder zu schnell zu werden.

 

Die nächste Krise kam nach etwa 6 Stunden. Ich fing zum ersten Mal an, über das nachzudenken, was ich da tat und vor allem wie lange ich das noch tun wollte!

Ich begann einzusehen, dass es bei meinem Trainingszustand doch ein zu großes Risiko ware, mich bis zum Schluß durchzukämpfen.

Bei meinem oftmals bewiesenen Sturschädel in diesen Dingen hätte ich es wahrscheinlich auch geschafft.

 

Doch das Risiko, in diesem besonderen Fall ernsthafte gesundheitliche Schäden davonzutragen, führten zu einem Anfall von Vernunft.

Christine lobte mich ausdrücklich dafür!

 

22 Uhr war es soweit - ich teilte Christine mit, dass ich bis Mitternacht laufen und dann aus Vernunftsgründen abbrechen würde.

 

Prompt fing es wie toll an zu laufen - und ich bremste mich auch beinahe nicht mehr.

Es rollte und ich konnte auch die Steigungen wieder locker hoch laufen!

 

23:56 hatte ich die letzten 300 m vor mir und sprintete diese ins Ziel!

Die Sprecher wollten es mir fast nicht glauben, als ich nach tollem Durchlaufen der Messstelle plötzlich stehen blieb, die Startnummer ablegte und mein Aufgeben bekanntgab.

 

Doch ich bin sicher, daß es richtig war. Mein am nächsten Tag zu erwartender Einbruch wäre schlimm - wahrscheinlich zu schlimm geworden!

 

Es war ein Versuch - ob ich ihn wiederhole, wird die Zeit erweisen!

 

Nachsatz: In Bernau habe ich ein Phänomen erlebt, dass ich von anderen Läufen bisher nicht kannte. Bei keinem meiner bisherigen 74 Läufe (Marathon und länger) habe ich dies bisher so erlebt.

Im Verlaufe der 10 Stunden bin ich nicht ein Mal von den reichlich anwesenden Zuschauermassen angefeuert oder mit etwas Beifall bedacht worden. Ich glaube, das ging allen Einzelläufern so. Nur die Staffeln wurden von ihren gerade Pause habenden Mitläufern frenetisch angefeuert!

Es war irgendwie frustrierend und man hatte das Gefühl, unsichtbar durch die Gegend zu rennen - man wurde zwar angesehen, aber irgendwie gar nicht registriert!

Mit meiner Aufgabe hatte das allerdings nichts zu tun - es war nur auffällig!

 

 

 
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