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Laufen - mein Leben
Gerd Müller aus Havelberg
   
   
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12 Stunden durch die Berliner Nacht


 

 

 

Nach 5 Stunden war es klar - ich war dabei, meinen dritten Jubiläumslauf in diesem Jahr zu absolvieren.

 

Nach dieser Zeit war der Marathon im Rahmen des 12 Stunden Laufes in Berlin Frohnau geschafft! Das heißt, ich war dabei, meinen 20. Ultramarathon zu laufen.

Es war nur noch nicht klar, wie viele Kilometer es am Ende sein würden.

 

Eigentlich wollte ich am Tag vorher nach Havelberg zu Anja und Familie fahren und am nächsten Tag von da nach Berlin zum Lauf.

Leider ist Havelberg im Moment von Süden her nicht erreichbar - es sei denn, man kommt mit dem Boot.

 

Also bin ich am Samstag gegen Mittag von Gotha aus direkt nach Frohnau gefahren.

Gegen 16 Uhr war ich vor Ort. Ich holte die Startunterlagen, besichtigte die Strecke und sah den bereits seit 10 Uhr laufenden 24 Stunden Läufern zu.

 

Irgendwie fiel mir auf, dass ein relativ großer Teil der Läufer bereits nach knapp 7 Stunden ziemlich angegriffen aussah - ich fühlte richtig mit und fragte mich, wie es mir wohl ergehen würde in ein paar Stunden.

 

Ausgiebig bewunderte ich den führenden Michael Vanicek, der die 24 Stunden klar beherrschte und am nächsten Tag mit 239 km siegen sollte - beinahe unglaublich.

Locker und souverän brachte er Runde um Runde hinter sich -  seinem Laufstil konnte man nicht im geringsten ansehen, was für Energie da umgesetzt wurde!

 

Später traf ich noch die anderen Teilnehmer aus dem Streakrunner-Forum. Dies waren Ramona, Christel, Elke, Erika und natürlich Silke. Christel und Silke brachten die harten 24 Stunden hinter sich - die anderen drei gingen mit mir auf die nächtlichen 12 Stunden Distanz.

 

Ich will ehrlich sein - innerlich liebäugelte ich mit den 100 km. Doch musste ich sehr schnell erkennen, dass es an diesem Tag nicht möglich sein würde.

Zum einen merkte ich deutlich und im wachsenden Maße, dass der durch meine Zehenverletzung bedingte Trainingsausfall doch zu groß war und zum anderen war in der ersten Hälfte des Rennen "nicht mein Tag"!

 

Bereits in den erste 2 Stunden bekam ich Magenprobleme und musste 4 x (in Worten: Vier) ins Gebüsch. Die Zeit, die das kostet kann  man bei solch einem Lauf noch verschmerzen, aber es geht doch ziemlich an die Kraftreserven.

 

Nachdem ich dem Rat vom Sprecher Ecky folgte und mir an der Verpflegungsstelle einen Tee bestellte, wurde es langsam besser.

 

Ein paar schöne gemeinsame Runden mit Ramona sorgten dann dafür, dass ich mich zunehmend erholte und immer mehr ins Rollen kam. Übrigens Hut ab vor der Leistung von Ramona. Ich hatte davor gar nicht gewusst, was sie doch für starke Läuferin ist.

 

An dieser Stelle ein Lob an alle anderen vom Forum. Ihr wart alle sehr gut. Christel war unermüdlich und erfolgreich auf der 24 Stunden Strecke und bei Elke konnte man sehen, wie schnell sie ist. Wenn sie auf der Strecke war, lief sie uns davon - einfach so! Nicht auszudenken, was da rausgekommen wäre, wenn sie durchgezogen hätte!

 

Mit einer starken Kilometerleistung siegte Silke bei den Frauen über die 24 Stunden. Obwohl ihr unterwegs manchmal anzusehen war, dass es schwer war, kämpfte sie gewohnt stark und schien am Ende nochmals richtig zulegen zu können. Glückwunsch!

 

Erika startete auch sehr mutig musste aber dann einsehen, dass der Lauf nichts für sie ist und hat sehr vernünftig reagiert und aufgehört - war auf alle Fälle das Beste!

 

Nachdem ich mein Ziel von 100 km im Geiste auf 2 x Marathon revidiert hatte, ging es dann also durch die lange Nacht. An dieser Stelle ein Lob an die Organisatoren. Die Strecke war optimal hergerichtet. Zum einen die wirklich tolle Ausleuchtung und auch die Markierung von Stolperstellen. Wurzeln waren mit rosa Leuchtfarbe gekennzeichnet (an einer Stelle war es auch nötig, sonst hätte es in der Nacht ganz sicher Sturz auf Sturz gegeben).

 

So etwas hatte ich bisher bei noch keinem Lauf erlebt!

 

Endlich war es so weit - der km 84,4 war erreicht! Doch was ist das - es ist ja noch so viel Zeit übrig...!?

 

Es folgte, was ich schon oft erlebt hatte. Wieder einmal war mein Gehirn am Ende eines Rennes bereit, die einbehaltenen Reserven in Zielnähe freizugeben.

 

Drei Runden schaffte ich noch, welche die schnellsten der ganzen 12 Stunden waren - eigentlich nicht vorstellbar. So ein "Wunder" muss man auch selbst erleben, um es zu glauben.

 

Kurz vorher schleppte ich mich im Wechsel zwischen Gehen und irgend etwas laufähnlichem mit Mühe dahin - und plötzlich knalle ich drei Runden raus, die allesamt um Minuten schneller waren als alles vorher Gelaufene in der ganzen Nacht!

 

Am Ende belegte ich von 17 Teilnehmern auf dieser Strecke den 8. Platz (7. bei den Männern).

 

Wenn man bedenkt, dass ich mit Abstand der Älteste war, kann ich eigentlich ganz zufrieden sein!

 

Nochmals Dank an das Organisatorenteam unter Jörg Stutzke. Eine tolle Laufveranstaltung - eigentlich konnte man nichts besser machen. Eine Premiere ohne Fehl und Tadel!

 

Dann holte ich den vorher ausgefallenen Besuch in Havelberg nach.

 

Ich wollte unbedingt meine Enkel wieder sehen, mir aber auch einen Eindruck vom Hochwasser in der ganzen Gegend dort machen!

 

Schockierend!

 

 
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