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Laufen - mein Leben
Gerd Müller aus Havelberg
   
   
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3. Thüringenultra am 04.07.2009
3 Uhr klingelte der Wecker, das Thermometer zeigte bereits 19 Grad an und den ganzen Tag wurde vor schweren Unwettern gewarnt – der Lauf konnte beginnen !

 

Es entstand die ganz neue Fragestellung für mich:  Wie verhalte ich mich während eines Laufes bei schweren Gewittern richtig ? Im Nachhinein gebe ich zu: Ich wusste es ganz einfach nicht und lies es an mich herankommen.

Vorweg kann ich nun dazu sagen, dass es zum Glück nicht notwendig war, eine Entscheidung zu fällen. In vielen Teilen Deutschlands tobten die Unwetter, aber auf unserer langen Runde

war es schön. Freilich war das Wetter mit Wärme, hoher Luftfeuchtigkeit und auf den letzten 15 Kilometern gnadenlos brennender Sonne bei Null Schatten nicht für jeden angenehm

(sogar ich als ausgewiesener Wärmeläufer hatte stark zu leiden), doch es hätte wesentlich schlimmer kommen können !

Die ersten 24 km bis zur Ruhlaer Skihütte ging ich nicht zu schnell an. Ich verlor trotzdem nicht sehr viel Zeit, weil in dieser Phase des Rennens sich das vorher vermehrt betriebene Bergtraining gut auswirkte. Später bei nachlassenden Kräften war das leider nicht mehr der Fall.

Bis Floh Seligenthal bei km 51 kam ich prima voran. Leider konnte ich auch dieses Jahr nicht widerstehen und machte auf dem langen Asphaltstück vor diesem Punkt wieder richtig Druck ! Das ist aber auch wirklich verlockend. Glatter Asphalt, schmaler Weg in idyllischer Landschaft und immer leicht bergab. Wie für mich gemacht. Ich lief teilweise wieder km-Zeiten von unter 5 Minuten !

Aber dann ! Ich kam am Sportplatz an, mein „Fanclub“ war da und ich war so „breit“ wie bisher noch nie in meinen nun 22 Läuferjahren !

Mir war nach Aufgeben zumute ! Doch meine Einstellung lautet eben, dass allein wegen Schwäche niemals ein Rennen beendet wird, sondern nur im Verletzungsfall oder wenn die Gefahr  besteht, dass man sich schwere Schäden zufügt !

Also liess ich mir nichts von meinem Zustand anmerken und eilte nach ausgiebigem Trinken schnell weiter.

Was dann folgte, werden ich wohl so schnell nicht vergessen.

Der folgende Streckenabschnitt (ich wusste ja, was mich erwartete) wurde so etwas von schwer für mich, dass man es schlecht beschreiben kann. Diesen Zustand muss man einfach erleben. Mit letztem Willenseinsatz zwang ich mich, bis ganz nach oben vor dem „Abstieg“

Richtung Tambach einigermassen flott zu gehen – an Laufen war nicht zu denken !

Das immer wieder faszinierende geschah. Durch diese Gehphase erholte ich mich wieder so weit (obwohl sie am Berg war), dass es mir wieder besser ging.

Den folgenden steilen Bergababschnitt lief ich zur Vorsicht in einem für mich als Bergabspezialist relativ verhaltenem Tempo, da ich wusste, dass noch eine elend lange Flachpassage vor Tambach auf mich wartete !

Diese konnte ich dann allerdings wieder in gewohnter Art und Weise laufen – nämlich richtig

zügig ! Ich überholte wieder reihenweise Läufer, die gleich nach Floh Seligenthal an mir vorbeigezogen waren.

Um es kurz zu machen, ich hielt einigermassen bis ins Ziel durch und konnte beinahe sogar den letzten 15 km-Abschnitt ohne Schatten und bei voller Sonne komplett durchlaufen (bis auf einen Berg).

Die besonders in Tabarz reichlich von den Bewohnern bereitgestellten Wassergefässe und Schwämme nahm ich gern und dankbar an !

Als Ziel gesetzt hatte ich mir:   Unter 12 Stunden bleiben und wenn möglich den AK-Sieg der AK m60 von 2008 wiederholen.

Die Zeit schaffte ich mit 11:43:30 deutlich, die Platzierung nicht. Ich wurde klar distanziert von einem Läufer, der im vorigen Jahr nicht dabei war und der ca. 30 Minuten vor mir ins Ziel kam.

Das war aber kein Problem für mich – ich war sehr zufrieden mit mir.

Zufrieden mit dem Ergebnis und mit der gezeigten Willenskraft !

 

 

Gerd Müller

 

 
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