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Laufen - mein Leben
Gerd Müller aus Havelberg
   
   
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Mitteldeutscher Marathon am 7. September 2014

Schon lange stand der Marathon von Doppelolympiasieger Waldemar Cierpinski auf meiner "Wunschliste".

Jetzt wollte ich ihn endlich als Vorbereitungslauf für den Magdeburg Marathon angehen.


Viel mehr als eine richtig lange Trainingseinheit konnte es auch kaum werden, denn mir fehlten im Training bis dahin gerade diese so dringend nötigen richtig "Langen".

 

Ich war zwar ziemlich viel Umfang gelaufen (kein Monat unter 300 km), aber so gut wie nichts über drei Stunden.

 

Es war also von Anfang an klar, dass es ein Lauf werden würde, der in der zweiten Hälfte nicht gerade einfach und etwas für den Kopf werden würde.

 

Währen Christine es sich am 6. September mit dem Rest der Familie auf dem Havelberger Pferdemarkt gut gehen ließ und abends sogar noch zum Chris Norman Konzert nach Wittenberg fuhr, machte ich mich auf den Weg nach Halle. Dort bezog ich ein Hotelzimmer und klärte alles für den nächsten Tag.

 

Schnell hatte ich meine Startunterlagen geholt, das Zieltor besichtigt und auch Waldemar Cierpinski kurz die Hand geschüttelt.

 

Danach schnell zurück ins Hotel, um die letzten Minuten "meiner" Dynamos gegen Regensburg zu sehen und mich über den Sieg zu freuen.

 

Danach gönnte ich mir noch die Nudeln im Zielbereich und machte mich auf die Suche nach dem Punkt, an dem am nächsten Morgen um 7:15 Uhr die Busse nach Spergau abfahren würden.

 

Den Tag ließ ich früh ausklingen , da ich wusste, was am nächsten Tag auf mich zukommen würde. Es war Sonne und relativ warmes Wetter angesagt.

 

Am Morgen klappte alles reibungslos. Eine Stunde vor dem Start war der Bus in Spergau und ich konnte sofort meinen Kleiderbeutel abgeben.

 

Ich bewegte mich noch ausreichend im Gelände um schön warm zu werden und dann war es so weit.

 

Pünktlich 9 Uhr starteten die ersten Läufer. Es war etwas, was ich bisher bei noch keinem meiner vorhergehenden 92 Marathonläufe gesehen hatte - Rollstühle mit Behinderten, die von gesunden Läufern geschoben wurden! Das hielt sicher nicht nur ich für eine tolle Sache!

Manche von den Schiebern waren sogar richtig schnell - Hut ab!

 

Ich lief mit einem Schnitt von c. 5:45 min/km los und merkte schnell, dass es richtig warm werden würde. Gut, ich laufe gern bei Wärme, aber das, was da folgen sollte, war schon grenzwertig.

 

 

Es wurde ein Lauf so gut wie ohne Schatten! Sonne pur auf jedem Meter - kein Wind zur Kühlung!

 

Wie gesagt, sogar mir wurde es spätestens auf der zweiten Hälfte deutlich zu warm und ich musste mich zusammennehmen um mein Trinkverhalten richtig zu gestalten.

 

Zum Halbmarathon lag ich noch ganz knapp unter 2 Stunden und wusste spätestens an dieser Stelle, dass ein Lauf unter 4 Stunden heute unmöglich war.

 

Das war ja eigentlich auch gar nicht der Plan - es sollte ja nut eine Generalprobe sein!

 

Ganz automatisch hatte ich das Feld am Start auf die potentiellen "Gegner" in der Altersklasse abgesucht. gemeldet waren schon einige. Ich kann hier vorweg nehmen, dass vier davon das Ziel erreichten.

 

Wäre ich  nicht so erfahren gewesen, hätte es mich sicher aus der Ruhe gebracht, als ich sah, dass die meißten "Alten" nach vorn entschwanden und ich "allein" mit meinem gewollten Tempo hinterher lief.

 

Noch vor km 20 hatte sich das grundlegend geändert. Einer nach dem anderen kam von vorn wieder "auf mich zu" und konnte mein immer noch gleichmäßiges Tempo plötzlich nicht mehr mitgehen.

 

Die Bedingungen forderten ihren Tribut. Das verstärkte sich ab etwa Kilometer 30 sogar noch. Auch immer mehr Jüngere fielen der Sonne und ihrem zu schnellen Anlaufen zum Opfer und viele mussten sogar gehen.

 

Auch mir fiel es immer schwerer, mein Tempo gleichmäßig zu halten. Spätestens bei km 30 wurde ich langsamer und konzentrierte mich darauf, nicht zu Gehen, denn das würde ganz schnell viele Minuten kosten.

 

Immer wieder ging es mir durch den Kopf, dass diejenigen, die in der AK aufs Treppchen kommen wollten, ja schneller sein mussten als ich - oder sollte mir hier etwa schon gelingen, was ich mir für Magdeburg so sehr wünschte?!

 

In der Altersklasse auf das Podest bei einem bekannten Marathon - das fehlte noch in "meiner Sammlung!"

 

Die letzten 10 Kilometer wurden quälend lang und nur durch meine gewachsenen mentalen Fähigkeiten gelang es mir, wirklich bis zum Schluss durchzulaufen!

 

Inzwischen war ich richtig nass von den vielen Schwämmen, die ich über meinem Kopf ausgedrückt hatte, doch das störte mich nicht.

 

Endlich war die Innenstadt von Halle erreicht und wie fast immer konnte ich die letzten paar Hundert Meter sogar nochmals richtig anziehen (immer wieder erstaunlich).

 

Gut, dass ich unterwegs zwei Salztabletten zu mir genommen hatte, denn bei diesem andauernden Schwitzen über 4 Stunden wäre es sonst wohl kaum ohne Krämpfe abgegangen.

 

Unter vier Stunden zwanzig hatte ich mir im Vorfeld so ungefähr als Ziel gesetzt.

4:21:45 h stand am Schluss auf der Urkunde, die ich nach relativ langem Anstehen in der Schlange vor dem Soforturkunden-Druck endlich in der Hand hielt!

 

Für die Bedingungen und für einen Lauf ohne richtig Lange Einheit (30 und mehr Kilometer)

gar nicht mal so schlecht!

 

Als ich den ersten Blick auf die Urkunde geworfen hatte, konnte ich mich eines kleinen Aufschreis nicht enthalten!

 

Denn da stand ganz deutlich geschrieben:   1. Platz Altersklasse m 65

 

Der Kampf und der große Willenseinsatz besonders auf den letzten paar Kilometern hatten sich gelohnt!

 

Auf so einen Pokal hatte ich schon sehr lange gewartet!

 

Jetzt kann ich mich darauf konzentrieren, in Magdeburg eventuell zum zweiten mal in diesem Jahr die 4 Stunden Marke zu knacken. Allerdings werde und muss ich dafür im Training mindestens noch zwei "Richtig Lange" einbauen.

 

Na, da wollen wir mal!

 

 

Gerd Müller

 

 
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